Auf gute Partnerschaft!
Der Schritt in die Selbstständigkeit mit Franchise kann viele Vorteile mit sich bringen – vorausgesetzt, das jeweilige System passt zu den persönlichen und beruflichen Zielen. Die Auswahl des richtigen Partners ist entscheidend für den langfristigen Erfolg einer solchen Unternehmensgründung. Die folgenden Aspekte sind dafür sorgfältig zu prüfen:

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MARCEL C. DORAND
Der Gründer und Geschäftsführer der MACADO Unternehmens- und Franchiseberatung MCD GmbH sowie assoziierter Experte im Deutschen Franchiseverband begleitet als langjähriger Spezialist für Leadgenerierung und Partnergewinnung Franchisegeber bei Aufbau und Optimierung ihrer Systeme – von Kommunikation, PR und Marketing über die Vorqualifizierung potenzieller Franchisenehmer bis hin zur vollständigen Übernahme der Expansionsabteilung.
Passt das Konzept zu mir?
Hier geht es um die ehrliche Beantwortung der Frage: Stimmen Konzept, Branche und Unternehmenskultur mit meinen persönlichen Stärken, Interessen und Zielen überein? Nur wer wirklich hinter einem Geschäftsmodell steht, kann es mit Überzeugung vertreten.
Ist es finanziell machbar?
Zu prüfen ist auch, ob man sich das gewünschte Geschäftsmodell leisten kann. In der Regel sollten etwa 30 Prozent der erforderlichen Gesamtinvestition als Eigenkapital frei verfügbar sein. Einzuplanen sind auch Reserven, etwa für Anlaufkosten und falls der Break-even etwas länger auf sich warten lässt.
Reichen Marktpotenzial und Nachfrage?
Ist die Wunschmarke gefunden, gilt es herauszufinden, wie groß die Nachfrage für das Angebot tatsächlich ist. Zu analysieren sind demografische Entwicklungen, die Wettbewerbssituation und die Preisstruktur im Zielgebiet. Wer sich dabei in Gesprächen mit dem Franchisegeber fokussiert und motiviert zeigt, kann gewinnen – Begeisterung wirkt ansteckend.
Stimmt die Begleitung?
Insbesondere in Fällen eines beruflichen Quereinstiegs ist die Unterstützung durch die jeweilige Systemzentrale entscheidend. Es ist wichtig zu wissen, was das Onboarding umfasst, wie sich die laufende Betreuung – auch nach der Standorteröffnung – gestaltet und welche Marketingmaterialien und betriebswirtschaftlichen Tools bereitgestellt werden.
Wie ist das System aufgestellt?
Es gibt ein paar wichtige Eckdaten, an denen sich die Stabilität und der wirtschaftliche Erfolg eines Systems erkennen lassen. Dazu gehören z. B. die Umsatz- und Kostentrends der letzten Jahre, die Fluktuationsquote der Franchisepartner, die Wachstumspläne des Systems sowie seine Innovationsbereitschaft und etwaige geplante Produktentwicklungen.
Welche Erfahrungen haben andere gemacht?
Es lohnt sich, mit zwei bis drei bestehenden Franchisenehmerinnen und -nehmern eines Systems über ihre Erfahrungen zu sprechen. Noch besser ist eine Hospitanz: Wer einen Tag vor Ort „mitläuft“, gewinnt authentische Einblicke ins Tagesgeschäft und erlebt Abläufe und Unternehmenskultur unter realen Bedingungen.
Stimmen die Konditionen?
Hier geht es um die Vertrags- und Gebührenstruktur und Antworten auf die folgenden Fragen: Welche Einmal- und laufenden Gebühren fallen an? Gibt es einen Gebietsschutz? Darf man während der Vertragslaufzeit einen Nachfolger bestimmen? Wie lange läuft der Vertrag, und welche Verlängerungsoptionen gibt es? Dürfte ich noch eine andere Tätigkeit ausüben, eventuell sogar Franchisepartner einer anderen Marke werden? Darf ich innerhalb der Marke wachsen und wenn ja, wann und in welchem Umfang?
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Professionelle Standortanalysen des Franchisegebers sind zwar hilfreich, aber noch lange keine Erfolgsgarantie. Besser, man macht seine eigene Analyse und entwickelt einen fundierten Businessplan – mit fachkundiger Unterstützung und realistischer Kalkulation von Eigenkapitalbedarf und Kreditmöglichkeiten sowie der Fixkosten, des Break-even und der erwarteten Rendite. Je nach Konzept und Segment muss es nicht immer unbedingt die 1A-Lage in einer Metropole sein.
Gibt es Raum für eigene Ideen?
Franchisesysteme machen unterschiedlich strenge Vorgaben, an die Partner sich halten müssen. Gut zu wissen, wie stark Abläufe, Lieferantenwahl, Produktportfolio und Preisgestaltung reglementiert sind. Ein streng standardisiertes System bietet wenig Gestaltungsmöglichkeiten, wobei Systemstandards wichtig sind, um eine Marke nicht zu verwässern. Wer zu viele Freiheiten und die Umsetzung eigener Ideen erwartet, sollte sich eher nicht mit dem Franchisegedanken auseinandersetzen.
Funktioniert das Netzwerk?
Der Austausch innerhalb der Community ist wichtig – und Teil des Franchisegedankens. Deshalb sollte man sich informieren, wie häufig der Austausch mit der Zentrale stattfindet und ob es regelmäßige Partnertreffen oder digitale Netzwerke gibt. Kommunikation trägt maßgeblich zum Erfolg bei.
Ist das wirklich das Richtige für mich?
Der Aufwand für die Gründung und Führung eines eigenen Betriebs ist in der Regel deutlich höher als im Angestelltenverhältnis. Hinzu kommen ein paar Voraussetzungen, die man selbst erfüllen sollte. Die ehrliche Beantwortung der folgenden Fragen hilft dabei, die persönliche Eignung herauszufinden: Warum Franchise – welche persönlichen, finanziellen und unternehmerischen Ziele verfolge ich? Risikobereitschaft – wie gehe ich mit Rückschlägen und Drucksituationen um? Führungskompetenz – habe ich Freude an Mitarbeiterführung und Teamarbeit? Lernbereitschaft – bin ich bereit, vorgegebene Prozesse konsequent umzusetzen? Lokales Wissen – kenne ich meinen Zielmarkt und seine Besonderheiten? Finanzielle Belastbarkeit – kann ich auch bei schwankenden Umsätzen bestehen? Rechtsverständnis – bin ich bereit, mich an Vertragsinhalte und Markenstandards zu halten?
Fazit
Selbstständig, aber nicht allein: Franchise bedeutet, eigenverantwortlich zu handeln, aber mit starker Unterstützung. Wenn Konzept, Zahlen, persönliche Motivation und Systemstruktur zusammenpassen, kann der Weg in die Franchisepartnerschaft ein lohnender Schritt ins Unternehmertum sein. In jedem Fall empfiehlt es sich, im Vorfeld gründlich zu recherchieren – in Presseberichten, Bewertungen und Franchisereviews, in persönlichen Gesprächen mit Franchisegebern, verfügbaren Unterlagen wie Finanzplan, Franchisevertrag und Offenlegung, aber auch durch Hinzuziehung rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Berater.



