Franchise on Tour

Ich stehe in der Schlange vor dem Konrad-Adenauer-Haus, der Bundesgeschäftsstelle der CDU in Berlin. Sie wirkt unendlich – mehrere hundert Meter schlängelt sie sich an den Barrikaden der Polizei entlang, die die Veranstaltung zum Wahlabend absichern. Dutzende Journalisten internationaler Medien mischen sich unter die Wartenden, halten Mikrofone entgegen, sammeln Stimmen, Einschätzungen, Momentaufnahmen. Es liegt Spannung in der Luft. Heute wird ein historischer Abend.

Fünf Tage zuvor. Meine Bahnfahrt nach Schwalmstadt in Hessen wird abrupt unterbrochen – ein defekter Zug blockiert die Strecke. In eisiger Kälte harre ich fast zwei Stunden in Wolfsburg aus und frage mich, ob ich es noch pünktlich zu meinem nächsten Termin schaffen werde. Ich bin auf dem Weg zur letzten Station unserer Deutschlandtour zur Bundestagswahl bei Lanos Care.

Endlich geht es weiter, und ich erreiche die Systemzentrale rechtzeitig. Dort werde ich herzlich von den Geschäftsführern Dr. Constantin Schmitt und Daniel Schote empfangen. Wenige Minuten später rollt eine schwarze Limousine mit Wiesbadener Kennzeichen auf den Hof. Anna-Maria Bischof, Generalsekretärin der CDU Hessen und Bundestagskandidatin im Wahlkreis Schwalm-Eder, steigt aus.

Geplant ist ein einstündiges Gespräch – doch die Diskussion entwickelt eine eigene Dynamik. Schnell wird klar: Es gibt viel zu besprechen. Die Herausforderungen für Gründer, die Rolle von Franchising als Wachstumstreiber, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmertum – ein Thema führt zum nächsten. Besonders deutlich wird, wie wichtig verlässliche politische Rahmenbedingungen sind, um Franchisesysteme als Modell für nachhaltiges Wachstum weiter zu stärken. Am Ende überziehen wir um mehr als 30 Minuten.

Diese letzte Station markiert den erfolgreichen Abschluss einer Reise quer durch die Republik. Seit Jahresbeginn war ich unterwegs, habe zahlreiche Mitgliedssysteme besucht, in ihren Systemzentralen über 20 Kandidatinnen und Kandidaten für die Bundestagswahl begrüßt. Jens Spahn, Otto Fricke, Michael Müller, Dr. Irene Mihalic – sie alle waren dabei, bei Schülerhilfe, Bauen+Leben, Bodystreet, TVG, Die Steinpfleger und vielen weiteren Mitgliedern.

Ein logistischer Kraftakt. Wochenlange Planung, zahllose Telefonate, Koordination bis ins kleinste Detail – und eben auch das regelmäßige Warten an deutschen Bahnsteigen oder in Staus. Doch es hat sich gelohnt. Der intensive Austausch mit der Politik gehört für mich zum Alltag, besonders in Wahlkampfzeiten, doch diesmal war er anders. Nicht abstrakt, nicht theoretisch, sondern direkt in den Systemzentralen – dort, wo Franchising gelebt wird. Politische Entscheidungsträger konnten vor Ort erleben, was unser Geschäftsmodell ausmacht, mit den Menschen sprechen, die es tragen, und sehen, wie Franchising aktiv wirtschaftliches Wachstum und Unternehmertum stärkt.

Doch auch abseits der Deutschlandtour haben wir uns in die politischen Prozesse vor der Bundestagswahl eingebracht. Schon Tage vor dem Bruch der Ampelregierung, bevor überhaupt feststand, dass die Wahl vorgezogen wird, hatten wir unsere Positionen zur Bundestagswahl ausgearbeitet. Als sich die politischen Ereignisse dann überschlugen, waren wir gut vorbereitet und konnten unsere Forderungen als einer der ersten Spitzenverbände punktgenau am Tag der Verkündung des neuen Wahltermins veröffentlichen.

Mit diesen Positionen als Leitfaden haben wir unzählige Gespräche mit politischen Entscheidern geführt und uns an der Erstellung von Wahlprogrammen beteiligt. Wir waren mit einem eigenen Stand auf Parteitagen vertreten, haben an Demonstrationen wie dem Wirtschaftswarntag teilgenommen und die politische Debatte digital begleitet – immer mit dem Ziel, Franchising als starkes und nachhaltiges Geschäftsmodell in den politischen Fokus zu rücken. Ich habe mir die Nächte bei Public Viewings der TV-Duelle in Parteizentralen um die Ohren geschlagen, bin zu Abschlusskundgebungen gefahren und habe mir regelmäßig bei einem Glas Wein zum Feierabend die Sorgen von Parteivorständen, -kommunikatoren und Mitarbeitern aus Abgeordnetenbüros angehört.

Ich liebe Wahlkämpfe. Die Energie, die Dynamik, das Kribbeln in der Luft, wenn Entscheidungen bevorstehen. Wochen, in denen alles auf den einen Moment hinausläuft. Gespräche bis tief in die Nacht, Strategien, die noch in letzter Sekunde angepasst werden, Euphorie und Ernüchterung, oft nur einen Wimpernschlag voneinander entfernt. Aber Wahlkämpfe sind mehr als Kulisse und große Reden. Sie sind der Moment, in dem politische Weichen gestellt werden – auch für das Geschäftsmodell Franchise. Hier entscheidet sich, wer in den kommenden Jahren Rahmenbedingungen setzt, wer darüber bestimmt, ob Unternehmertum einfacher oder komplizierter wird, ob Gründungen gefördert oder ausgebremst werden. Besonders in Zeiten wie diesen.

Zurück in die Schlange vor dem Konrad-Adenauer-Haus. Langsam werde ich nervös – in fünfzehn Minuten veröffentlichen ARD und ZDF die ersten Hochrechnungen. Hinter der Taschenkontrolle winken mir einige bekannte Gesichter zu. Ich schaffe es endlich ins Wahlparty-Zelt. Noch fünf Minuten. Schnell zum Bierausschank – doch die Zapfanlage hat längst vor dem Ansturm der vielen Nervösen kapituliert. Die Ergebnisse sind da, und wer ein Glas ergattert hat, klammert sich nun daran fest. Die Union ist unter den Erwartungen geblieben, geht aber deutlich als stärkste Kraft aus der Bundestagswahl hervor.

Franchising stand in diesem Wahlkampf stärker im politischen Fokus als je zuvor. Doch die Wahl allein verändert nichts. Wer mit wem regiert, welche Kompromisse geschlossen werden, welche Prioritäten die nächsten Jahre bestimmen – all das wird gerade verhandelt. Und auch welche Weichen für die Franchisewirtschaft gestellt werden, entscheidet sich genau jetzt. Deshalb bleibt unsere Arbeit nicht stehen. Wir bringen uns ein, hinter den Kulissen und in offiziellen Gesprächen, damit Franchising durch die künftige Bundesregierung gestärkt wird, damit neue politische Rahmenbedingungen Wachstum ermöglichen statt verhindern, damit mehr Menschen durch Franchise den Weg ins Unternehmertum finden. Und damit die Herausforderungen unserer Systeme mitgedacht werden – von Bürokratieabbau bis hin zu besseren Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten.

Übrigens: Anna-Maria Bischof hat ihr Direktmandat im Wahlkreis unseres Mitglieds Lanos Care gewonnen. Leider ist sie der Wahlrechtsreform zum Opfer gefallen und nicht in den Bundestag eingezogen.

Vincent Berckenhagen

Leiter Politik Deutscher Franchiseverband

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