Menschen investieren mehr in sich selbst
Im Interview mit Thomas Wustrau, Biogena GmbH & Co KG
& Matthias H. Lehner, Bodystreet GmbH & Dr. Björn Schultheiss, fitbox GmbH
Interview: Andrea Körner
Es ist doch verwunderlich: Alle reden von schwierigen Zeiten – und niemand wird leugnen, dass sie es tatsächlich sind –, aber der Markt der Beauty-, Health- und Fitnessprodukte erlebt einen unvergleichlichen Boom. Woran liegt’s? Und wie lässt sich das nutzen? „Tatsächlich bieten die derzeit herausfordernden Rahmenbedingungen auch herausragende Chancen“, bestätigt Matthias Lehner, einer von drei Experten, die in den genannten Bereichen tätig sind und die wir nach ihrer Einschätzung der aktuellen Situation für Gründungswillige gefragt haben. Während der ersten beiden Pandemiejahre haben die meisten Verbraucher Lehner zufolge Geld beiseite legen können, was nicht weiter verwundert. Niemand konnte im gewohnten oder gewünschten Maß konsumieren. Urlaubsreisen mussten ausfallen und ließen in vielen Haushalten die Ersparnisse eher anwachsen.
Fitness und Gesundheit rückten seitdem auch medial in den Mittelpunkt: „Die Investition in den eigenen Körper ist nachhaltig“, so der Tenor. Fit, schön und gesund zu sein, hebt in der aktuellen Situation das Ansehen. Davon konnte in diesem Jahr nahezu die gesamte Beauty-, Health- und Fitnessbranche profitieren. Nahezu! Nicht allen Anbietern ist es gelungen, die in den vergangenen beiden Jahren verlorenen Mitglieder wieder zurückzuholen. Laut Statista haben sich die Umsätze der Branche von 5,51 Mrd. Euro in den rosigen Zeiten auf 2,23 Mrd. Euro im Jahr 2021 sogar mehr als halbiert, wenn man die staatlichen Coronahilfen von den Umsätzen abzieht. Davon haben sich auch 2022 nicht alle Anbieter erholt.
Warum ist der Bereich Health & Fitness dennoch hochinteressant für potenzielle Franchisenehmerinnen und -nehmer?
Matthias Lehner: Ganz einfach, wer auf das richtige Pferd setzt, findet gerade jetzt beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches und nachhaltiges Business. Die Branche wird derzeit aufgeräumt. Meist sind es die Einzelkämpfer, die aufgeben müssen. Zu den Gewinnern dieser Branche zählen im Jahr 2022 vor allem Franchisesysteme. Die haben zum Teil kräftig Marktanteile gewonnen. Das liegt daran, dass sich das Business in den vergangenen beiden Jahren radikal gewandelt hat: Konnte die Branche in den vergangenen drei Dekaden gut davon leben, dass Kunden Abos abschlossen und sie mehr oder weniger intensiv nutzten, erwarten diese heute eine Gegenleistung für ihr Abo. Alles ist teurer geworden, das Geld sitzt nicht mehr so locker. Worauf ich hinaus will: Die Studios, die heute vom Boom der Beauty-, Health- und Fitnessangebote profitieren, haben den Fokus darauf gelegt, Kunden in ihrer Customer Journey an möglichst allen Markenkontaktpunkten eine perfekte Experience zu bieten. Da tun sich Franchisenehmer mit eine starken Zentrale im Rücken deutlich leichter.
Gilt das auch für den Bereich der Mikronährstoffe?
Thomas Wustrau: Die letzten beiden Jahre haben dazu beigetragen, dass sich die Menschen wesentlich stärker mit der Gesunderhaltung ihres Körpers beschäftigen. Das Bewusstsein für Mikronährstoffe steigt unaufhaltsam, nicht zuletzt, weil es dazu auch immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse gibt – zum Beispiel unsere Good Health Study. Sie zeigt, welche gesundheitlichen Vorteile allein Vitamin D bietet. Ein nicht rechtzeitig erkannter Mangel kann bei Folgeerkrankungen hohe Behandlungskosten nach sich ziehen – und die Messung ist bis heute kein verpflichtender Teil medizinischer Routinechecks. Die diesbezügliche schulmedizinische Unflexibilität muss dringend an die aktuellen Erkenntnisse angepasst werden. Das erkennen die Menschen zunehmend und sie fangen an, sich mit Abläufen im Körper zu beschäftigen, was zu einer steigenden Nachfrage nach Gesundheitsprodukten führt. Franchise mit Biogena bietet die Möglichkeit, von diesem stetig wachsenden Zukunftsmarkt zu profitieren. Unser bestehendes Partnernetzwerk steht jedem Franchisepartner im jeweiligen Gebiet zur Verfügung. Damit ist zum Start für ausreichendes Potenzial gesorgt.
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Würden Sie sagen, das ist ein nachhaltiger Boom?
Dr. Björn Schultheiss: Wir haben das Glück, mit unserem Geschäftsmodell im Markt für physische, psychische und soziale Gesundheit tätig zu sein. Wirtschaftsforscher bezeichnen diesen Markt auch als „6. Kondratieff“, somit als nachhaltige Welle, die der vorherigen, seit etwa 1990 andauernden folgt, die vom Boom der IT bestimmt war. Und ja: Die modernen Menschen investieren immer mehr Zeit und Geld in ihre eigene „Marke“, wozu auch die breite Nutzung von Social Media beiträgt, wo immer mehr Nutzer – nennen wir sie „Persönlichkeitsmarken“ – ihre Follower am eigenen gesunden Lebensstil teilhaben lassen, meist Fitness, Bewegung und bewusste Ernährung. Aber nicht nur das: Exakt dieselben Menschen gönnen sich immer öfter und sehr gezielt auch mal etwas, wodurch wohl auch Franchiseanbieter von z. B. Donuts, Waffeln oder Bubble Tea Aufwind bekommen.
Was macht Franchising zum richtigen Geschäftsmodell für die Selbstständigkeit mit Ihrem Unternehmen?
Dr. Björn Schultheiss: Kürzlich haben wir unseren 100. Franchisestandort eröffnet. Unser Franchisepartner Roland Wingert hat über 30 Jahre Erfahrung als Coach und Trainer im Kampfsport. Er vereint also die Leidenschaft für den Sport und das Interesse an Menschen in sich, was ideale Voraussetzungen sind, um mit Fitbox erfolgreich zu werden. In seiner Eröffnungsrede räumte er ein, dass er diesen Schritt ohne einen starken Partner im Hintergrund niemals gewagt hätte. Wir unterstützen unsere Partner mit Standortsuche, Mietvertragsverhandlung, Finanzierungsberatung, Ladenbau, Onlinemarketing usw., oder nehmen ihnen das sogar ganz ab, sodass sie sich voll auf das konzentrieren können, was sie am besten können und was auch am meisten Spaß macht: die Gewinnung und Betreuung der Mitglieder.
Wie funktioniert das bei beratungsintensiven Produkten wie den Ihren?
Thomas Wustrau: Wir bieten Produkte an, die international von vielen Ärzten und Therapeuten sehr geschätzt werden. Das liegt nicht zuletzt an unseren strengen Qualitätskriterien und -kontrollen. Auch für Umwelt und Nachhaltigkeit übernimmt Biogena große Verantwortung. Unsere Franchisepartner übernehmen ein bestehendes Partnernetzwerk und entwickeln es weiter. Um alle dafür nötigen Tools und die Ausbildung kümmern wir uns, sodass all unsere Partner gute Beratung leisten können. Unsere Franchisecommunity hat sich zu einem starken Netzwerk entwickelt, indem das Miteinander ein entscheidender Erfolgsfaktor geworden ist. In der ersten Phase des Vertriebsfranchising braucht man weder kostenintensive Betriebs- oder Büroräume noch angestellte Mitarbeiter. Das ist angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage ein klarer Vorteil.
Haben Partnerschaften mit großen Systemen Vorteile?
Matthias Lehner: Die Kombination aus starker Marke und lokaler unternehmerischer Verantwortung des selbstständigen Franchiseunternehmers erweist sich erneut als Erfolgsformel. Das gilt aber nicht nur für unser Unternehmen, sondern für alle erfolgreichen Franchisesysteme der Branche. Je nach Größe eines Systems entstehen Synergieeffekte, und größere Systeme sind über die somit höheren Franchisegebühren in der Lage, stärker zu investieren – in Technologien, Digitalisierung, Personalentwicklung und Werbung. Davon profitieren die Franchisenehmer enorm. Bodystreet hat noch eine Besonderheit: Das Format funktioniert schon auf 45 bis 80 qm und erfordert nur wenig Personal. Mit der gezielt ausgewählten kaufkraftstarken Zielgruppe macht das Business Spaß, selbst in allgemein eher kritischen Zeiten. Die Kunden achten auch in ganz besonderem Maße auf die Nachhaltigkeit der Studios. Wer da punkten will, muss Antworten haben auf gesellschaftliche, soziale und klimapolitische Fragen. Da sehen wir uns ganz weit vorn. Denn wer sich schon ein bisschen auskennt mit Elektro-Muskel-Stimulation, weiß, dass wir nach der umfassenden „Flottenreform“ mittlerweile mit der fortschrittlichsten Technologie arbeiten und mit der Bodystreet Smartwear zugleich die wichtigsten Körperdaten messen können. Das kabellose System eröffnet viele neue Möglichkeiten für zielgruppengerechte Trainingsangebote. Ob im Studio, draußen in der Natur oder zu Hause im Wohnzimmer, Bodystreet betreut Mitglieder dort, wo sie sich gerne aufhalten – und trainieren.
Thomas Wustrau
Thomas Wustrau hat Sport- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Mehr als neun Jahre arbeitet er schon im Bereich der orthomolekularen Medizin, seit 2016 für Biogena in der außendienstlichen Betreuung von Partnerärzten und Therapeuten. Das im Jahr 2006 gegründete Unternehmen für die Herstellung und den Vertrieb von Mikronährstoffen setzt seit 2020 auf zwei Franchisephasen, den Vertrieb und darauf aufbauend den Store.
Björn Schultheiss
Dr. Björn Schultheiss ist geschäftsführender Gesellschafter, Co-Founder und CMO der Fitbox GmbH. Nach seiner Banklehre und dem BWL-Studium arbeitete er als Strategieberater für Familienunternehmen und promovierte berufsbegleitend zum Dr. oec. im Fachbereich Brand Management. Gemeinsam mit seinem Studienfreund Ingo Huppenbauer baute er seit 2011 Fitbox zu einer der heute führenden EMSFitnessketten auf – mit derzeit 100 franchisierten Standorten.
Matthias Lehner
Matthias H. Lehner ist Gründer und Mitgeschäftsführer der Bodystreet GmbH. Seit dem Jahr 2007 entwickelte sich das Unternehmen mit 300 Studios auf drei Kontinenten zum Weltmarktführer im Bereich des Fitnesstrainings mit elektrischer Muskelstimulation. Innerhalb von zehn Jahren vervielfachte sich die Zahl der Mitarbeiter von zwei auf 1 000 und die der Studiomitglieder von 40 auf 40 000.
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