TRENDSETTER GEGEN DEN TREND?
Im Interview mit MICHAEL OETTL, Hans im Glück & Tim Lowther, CKE Restaurants, Inc.
Interview: Andrea Körner
Die Nachfrage nach Burgern ist weltweit auf einem hohen Niveau. Wie erklärt sich das? Das Konzept an sich ist doch so lange schon etabliert. Hat sich die Menschheit nicht längst daran satt gegessen? Was hat es mit dem ungebrochenen Erfolg auf sich? Und wie findet man immer wieder neue Nischen, um am Markt erfolgreich zu sein? Nachgefragt bei zwei Branchenkennern, die es wissen müssen:
Wie haben die Kunden anfangs auf das für sie neue Angebot reagiert, war viel Überzeugungsarbeit zu leisten?
Tim Lowther (T. L.): Was bleibt, ist der Appetit auf neue, frische und innovative Speisen und die ständige Suche danach. Dabei geht es nicht allein ums Essen, sondern viel mehr um das Geschmackserlebnis, das man mit Familie und Freunden teilen kann. Wir sehen aber auch, dass seit einiger Zeit einige große Marken den Markt beherrschen und fast das Gleiche machen. Daran könnten Kunden sich dann satt essen. Das wäre schade.
Michael Oettl (M. O.): Der Burger eignet sich hervorragend, um für jeden Ernährungs- und 28 franchiseverband.com Geschmackstyp, immer wieder neu und hochwertig erfunden zu werden. Verschiedene Brotsorten, Bratlinge – ob nun aus Fleisch, vegetarisch oder vegan – plus Zutaten und Soßen unterschiedlichster Art ergeben einen unendlichen Variantenreichtum. Fleisch in Brot ist in Deutschland schon immer sehr beliebt, als Schnitzel- oder Mettbrötchen oder als Döner.
Abbildung: © Andrei Kuzmik / Shutterstock.com
Wie schafft man es, sich in einem so umkämpften Markt abzugrenzen?
T. L.: Für Carl’s Jr. ist es sehr wichtig, immer wieder neue und besondere Geschmacksrichtungen zu kreieren. Dazu beobachten wir unsere jeweiligen Märkte genau und bringen Menüs mit lokalem Bezug auf unsere Speisekarten. Genau das wollen wir den deutschen Burger-Liebhabern künftig auch bieten.
Eine QSR-Marke, das Kürzel steht für Quick-Service- Restaurant, kann sich auf verschiedene Weise von anderen abheben, und ich glaube, dass dieses Segment großes Zukunftspotenzial hat. Wir setzen auf hohe Qualität und das Geschmackserlebnis zum erschwinglichen Preis – mit innovativen Menüs, Tischservice und All-You-Can-Drink-Bereichen. Darüber hinaus spielt auch die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Obwohl die Kunden und der menschliche Kontakt im Vordergrund stehen, sind bestimmte Technologien, die den Bestellvorgang vereinfachen und beschleunigen, zum Beispiel die Online-Bestellung oder die Bestellung mittels QR-Codes, wichtig, um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.
M. O: Das Gesamtkonzept von Hans im Glück ist in dieser Form einzigartig: Produkterlebnis, Inneneinrichtung, ausgeklügeltes Licht- und Musikkonzept sowie die Haltung der Marke sind für viele sehr attraktiv. Dazu kommt unsere Produktvielfalt, die für jeden Ernährungstyp etwas Passendes bietet – mit dem branchenweit prozentual höchsten Anteil an vegetarischen und veganen Gerichten. Zwar sehen wir uns auch im Informal-Eat-Out-Segment, grenzen uns aber klar vom Quick-Service-Restaurant ab. Denn auch wenn die Geschwindigkeit der Zubereitung ein Teil von zuvorkommendem Service ist, steht bei Hans im Glück das Wohlfühlmoment im Vordergrund, die Möglichkeit, dem hektischen Alltag zu entfliehen.
Was macht den deutschen Markt für Systeme wie Ihre attraktiv, und welche Chancen bietet er?
T. L.: Deutschland ist in mehrfacher Hinsicht ein interessanter Markt. Das zweitbevölkerungsreichste Land in Europa birgt großes Potenzial, und die Gewinne der QSR-Branche sind in Deutschland stetig gewachsen. Auch die Pandemie konnte sie besser als andere verkraften, weil sie so flexibel ist. Studien zufolge ist der Appetit auf Burger in Deutschland ungebrochen. Da wir unter anderem bereits in Frankreich, Spanien und Dänemark vertreten sind, führt unser nächster Schritt konsequenterweise in den deutschen Markt.
Wie lässt sich Ihre Zielgruppe im deutschen Markt beschreiben – was hat sich in letzter Zeit verändert?
M. O: Unsere Kernzielgruppe ist schon seit Jahren unverändert: überproportional feminin, im mittleren Alter, meist in Großstädten wohnend, was natürlich auch an der Wahl unserer Standorte liegt, die sich überwiegend in Innenstadtlage befinden. Erweiterungen gibt es in zwei Richtungen, nämlich bei Familien
T. L.: Bei uns ist das von Land zu Land verschieden, aber es gibt eine Gemeinsamkeit: die Suche nach innovativen und qualitativ hochwertigen Burgern. Wir wollen Essensgelüste wecken. Carl’s Jr. ist stolz darauf, in den letzten 80 Jahren Menschen zusammengebracht zu haben,um Essensträume wahr werden zu lassen. Wer gutes Essen mag, ist unsere Zielgruppe – vom Studenten bis hin zum Arbeiter.
Welche Pläne hat Ihr Unternehmen hierzulande, und was erwartet potenzielle Franchise- partnerinnen und -partner?
M. O: Die Wachstumsstrategie von Hans im Glück sieht den weiteren Ausbau der Marktführerschaft im Premium-Burger-Segment im D-A-CH-Raum vor. Hier blicken wir über unseren Heimatmarkt Deutschland hinaus unter anderem nach Österreich. Noch dieses Jahr werden wir einen Burgergrill in Wien eröffnen. Franchisenehmerinnen und -nehmer erwartet bei uns eine Partnerschaft auf Augenhöhe in einem werte- und wachstumsorientierten System, in einem dymanischen und agilen Markt. Dabei haben wir den Anspruch, stets auf der Höhe der Zeit zu sein, wenn nicht gar ihr einen Schritt voraus.
T. L.: Noch gibt es ja keine Carl’s Jr. Filialen in Deutschland. Das wollen wir aber in den kommenden 18 Monaten ändern. Deshalb sind wir derzeit auf der Suche nach geeigneten Partnerinnen und Partnern, die unsere Vision teilen und bereit sind, der deutschen Kundschaft Lust auf ein großartiges Geschmackserlebnis zu machen. Profitieren werden sie dabei natürlich von unserem in Europa breit aufgestellten und erfahrenen Team. Wir brauchen ambitionierte Menschen, die diese Kultur teilen und mit uns das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte von Carl’s Jr. schreiben wollen.
Michael Oettl
Michael Oettl ist Franchiseleiter bei Hans im Glück. Der Name steht für ein außergewöhnliches, mehrfach preisgekröntes Burgerkonzept im Segment der Erlebnisgastronomie, mit heute mehr als 90 Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Singapur.
Thomas Kiderlen
Tim Lowther ist General Manager Europe bei CKE Restaurants, Inc. Der Mutterkonzern ist Heimat mehrerer Marken im Bereich Quick-Service-Restaurant, u. a. Carl’s Jr. mit derzeit rund 1 000 Standorten weltweit, allerdings noch nicht in Deutschland.