DEN WANDEL ALS CHANCE BEGREIFEN
Im Interview mit Stefan Genth, HDE e. V.
Interview: Andrea Körner
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In den vergangenen Jahren haben den Einzelhandel gleich mehrere Krisen hart getroffen. Auf die Coronapandemie folgte die geopolitische Krise mit den gravierenden energiepolitischen Herausforderungen. Die Auswirkungen der monatelangen, pandemiebedingten Ladenschließungen und der Energiepreisentwicklung sind bis heute zu spüren. Insbesondere der Frequenzverlust an stationären Geschäftsstandorten sowie die schlechte Konsumstimmung bereiten Händlerinnen und Händlern vielerorts Sorgen. Aufgrund der extrem herausfordernden Rahmenbedingungen werden in diesem Jahr voraussichtlich 5.000 Geschäfte ihre Türen für immer schließen müssen. Das ist eine dramatische Entwicklung, die die Zukunft unserer Innenstädte gefährdet. Dennoch richtet die Branche ihren Blick nach vorn.
Neue Strategien sind gefragt.
Unter Berücksichtigung veränderter Einkaufsgewohnheiten, der aktuellen Verbraucherstimmung und hoher Anforderungen an die Digitalisierung wie auch Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens stellen sich Händlerinnen und Händler sowie viele Franchiseunternehmen für die Zukunft auf. Indem sie Omnichannel-Strategien verfolgen und besondere Einkaufserlebnisse schaffen, gehen zahlreiche Handelsunternehmen bereits voran. Allerdings gibt es auch Herausforderungen, die Handel und Franchisewirtschaft nicht allein angehen können. Um den Fach- und Arbeitskräftemangel zu bewältigen, bürokratische Belastungen zu verringern und klimagerechte, attraktive Innenstädte zu gestalten, braucht es politische Initiativen und entsprechende Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und mehr unternehmerische Freiheiten.
Auch die Politik ist gefordert.
Gerade angesichts der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung des Einzelhandels besteht dringender politischer Handlungsbedarf. Die Branche ist einer der Eckpfeiler des Wirtschaftsstandorts Deutschland und einer der größten Arbeitgeber des Landes. Gleichzeitig übernehmen Händlerinnen und Händler, darunter auch viele Unternehmen mit Franchisekonzepten, gesellschaftliche Verantwortung. Rund 80 Prozent der Handelsbetriebe bringen sich auch außerhalb des eigenen Unternehmens ein, engagieren sich beispielsweise ehrenamtlich bei Vereinen, unterstützen Feste, Sportveranstaltungen oder soziale Einrichtungen. Etwa eine Milliarde Euro investiert der Einzelhandel dadurch jährlich in das Gemeinwohl.
Handel und Franchisewirtschaft sind somit wichtige Stützen für Wirtschaft und Gesellschaft, die keinesfalls wegbrechen dürfen. Daher gilt es, gemeinsam mit politischen und innerstädtischen Akteuren Antworten auf die Herausforderungen dieser Zeit zu finden. In den Austausch zu gehen und branchenübergreifend zusammenzurücken, ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg.