UNSER LAND BRAUCHT MUT ZUR SELBSTSTÄNDIGKEIT

Weniger Bürokratie und mehr Erleichterungen für Gründungswillige sind wesentlich, um die zuletzt eher rückläufige Zahl der Existenzgründungen wieder zu steigern.

Im Interview mit Dr. Marco Buschmann, Bundesminister für Justiz

Interview: Vincent Berckenhagen

Foto: © Julia Deptala

Herr Minister, was verbinden Sie ganz persönlich mit Franchise?

Dr.Marco Buschmann: Wenn ich unterwegs bin und wenig Zeit habe, dann kehre ich schon bei Fast-Food-Unternehmen ein. Viele davon werden ja nach dem Franchisingsystem betrieben. Aber natürlich steht Franchise nicht nur für Burger, Salate oder Sandwiches. Auch in ganz anderen Lebensbereichen eröffnet Franchise Menschen die Möglichkeit zur unternehmerischen Selbstständigkeit. Unser Land braucht Unternehmertum und den Mut zur Selbständigkeit. Deshalb ist mir die Franchiseidee sympathisch.

Welche Bedeutung messen Sie der Franchise-Wirtschaft in Deutschland im Allgemeinen bei und wie sehen Sie ihre Rolle in der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung?

Ein Blick in die Innenstädte zeigt, wie wichtig Franchise für unsere Wirtschaft ist: Ohne Franchiseunternehmen wären viele Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen deutlich leerer. In den letzten Jahren ist ein Trend zu starken Marken spürbar. Franchiseunternehmen profitieren davon. Ich rechne deshalb damit, dass die Franchisewirtschaft auch künftig eine sehr wichtige ökonomische Rolle spielen wird.

In einem Interview haben Sie sich kürzlich selbst als „methodischen Optimisten“ bezeichnet. Woher schöpfen Sie diesen Optimismus, gerade in einer Zeit, die insbesondere mit Blick auf die deutsche Wirtschaft eher zu Pessimismus verleitet?

Methodische Optimisten sind keine Traumtänzer. Sie reden die Lage nicht schön. Aber sie sind überzeugt davon, dass sich die Dinge, für die sie Verantwortung tragen, zum Besseren wenden lassen. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft zu harter Arbeit. Diese Einstellung prägt meine Sicht auf meine eigene Tätigkeit – und auf unser Land. Natürlich stehen wir vor großen Herausforderungen, gerade auch ökonomisch. Aber wir können diese Herausforderung bewältigen. Es gibt weiterhin viel Talent, Erfindungsgeist und Leistungsbereitschaft in unserem Land. Wenn die Politik dafür sorgt, dass sich diese positiven Kräfte voll entfalten können, dann werden wir der Zukunft gewachsen sein. Dazu will ich in meinem Amt als Justizminister einen Beitrag leisten.

Die Franchisewirtschaft fußt auf mutigen Gründern. Doch in den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland stark zurückgegangen. Eines der entscheidenden Hemmnisse ist dabei die immer stärker werdende Bürokratiebelastung. Allein seit Beginn der Legislaturperiode hat die Bundesregierung über 2 000 neue gesetzliche Regelungen verabschiedet. Wie wollen Sie den „Bürokratie-Burnout“ dennoch bis zum Ende der Legislatur aufhalten und damit auch ganz konkret zu einer positiven Wende bei den Existenzgründungen beitragen?

Als Bundesregierung haben wir beim Thema Bürokratie die Trendwende eingeleitet. Ein zentraler Baustein dafür ist das Meseberger Bürokratieabbaupaket. Damit entlasten wir die Unternehmen um drei Milliarden Euro – pro Jahr! Ein Teil der Entlastungsmaßnahmen ist schon in Kraft getreten, noch mehr wird folgen. Besonders wichtig ist hier das Bürokratieentlastungsgesetz IV, das wir zeitnah nach der Sommerpause im Bundestag abschließen wollen. Die darin enthaltenden Maßnahmen kommen auch jungen Unternehmen und Gründern zugute. Ein Beispiel: Wir machen nun endlich den Weg frei für vollständig digitale Arbeitsverträge. Viele weitere Schriftformerfordernisse stufen wir herab. Auch an anderen Stellen sorgen wir für weniger Papierkram, etwa durch die Errichtung einer Vollmachtsdatenbank für Steuerberater. Damit können Gründer eine Generalvollmacht elektronisch eintragen und müssen nicht mehr viele einzelne Vollmachen schriftlich auf Papier ausstellen. Klar ist aber auch: Bürokratieabbau ist Daueraufgabe – und muss genauso in der EU und in den Bundesländern gelebt werden.

Was planen Sie zudem ganz konkret, um Gründer, vor allem in der Anfangsphase, zu entlasten?

Gründer profitieren zum Beispiel von einem One-Stop-Shop beim Notar. Das ist ebenfalls im Bürokratieentlastungsgesetz IV enthalten. Konkret heißt das: Notare, die Erklärungen im Zusammenhang mit einer Unternehmensgründung beurkunden oder beglaubigen, können für die Beteiligten Anzeigen erstatten, Mitteilungen vornehmen und Anträge stellen, die im Zusammenhang mit der Gründung stehen. Notare sind dann zentrale Anlaufstelle, die alle für eine Unternehmensgründung notwendigen Daten aufnehmen, an zu beteiligende Behörden weiterleiten und die notwendigen Schritte für eine Gründung vornehmen können. Darüber hinaus führen wir als Bundesministerium der Justiz gerade auch einen Praxischeck zu den notariellen Beurkundungspflichten durch. Ganz konkret prüfen wir den Gründungsvorgang einer GmbH und die damit verbundenen Beurkundungspflichten auf Vereinfachungspotenziale. Der Abbau von Bürokratie steht erst am Anfang.

Das Geschäftsmodell Franchise ist von Internationalität geprägt. Wie möchten Sie konkret dazu beitragen, Deutschland wieder zu einem attraktiven Expansionsstandort für ausländische Unternehmen zu machen – insbesondere im Hinblick auf die zahlreichen bürokratischen Herausforderungen, die viele internationale Unternehmen vom deutschen Markt abschrecken?

Über die Hälfte der bürokratischen Belastung in Deutschland kommt aus der Europäischen Union. Das muss sich ändern. Wir haben deshalb mit Frankreich eine Initiative für mehr Wettbewerbsfähigkeit und weniger Bürokratie auf den Weg gebracht. Ein wichtiger Teil ist dabei die Entlastung gerade von kleineren und mittelständischen Unternehmen. Die Unterstützung im Kreis der Mitgliedsstaaten wächst stetig an. Denn das Ziel der Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit eint uns. Meine Erwartungshaltung ist, dass auch die neue EU-Kommission das zu ihrem Arbeitsschwerpunkt macht.

Die Franchise Expo 2024 ist die wichtigste Messe für das Geschäftsmodell Franchise im deutschsprachigen Raum und erste Anlaufstelle für alle, die sich für die Existenzgründung mit Franchise interessieren. Welche Botschaft möchten Sie den Ausstellern und Besuchern der Messe mit auf den Weg geben?

Gehen Sie Ihren Weg! Gründungen sind eine Bereicherung für unser Land. Franchise-Unternehmen tragen zu unserer Wirtschaftskraft und unserem Wohlstand bei. Sie schaffen viele Arbeitsplätze in allen Gehaltsklassen. Wir arbeiten weiter für noch bessere Rahmenbedingungen – durch weniger Bürokratie, niedrigere Steuern und mehr Freiräume für Ihre Ideen und Innovationen.

Bundesminister der Justiz Dr. Marco Buschmann

Der Rechtsanwalt ist seit 1994 als FDP-Mitglied politisch aktiv, war von 2009 bis 2013 als Bundestagsabgeordneter zuständig für Rechtspolitik, 2014 bis 2017 Bundesgeschäftsführer der FDP, bis 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion und leitet seit Dezember 2021 das Bundesministerium der Justiz.

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